Geschichte
Die Idee eines Museums, Tiere in Palästina zu erforschen und zu dokumentieren, kam von dem ersten palästinensischen Zoologen, Dr. Sana Atallah. Atallah wurde im Jahr 1943 geboren und wuchs in Beit Sahour, Palästina. Er erwarb seinen Bachelor und Master in Naturwissenschaft an der American University in Beirut. Für seine Master-Arbeit forschte er an Nagetieren. 1969 vollendete er dann seine Promotion über Säugetiere der östlichen Mittelmeerregion an der Universität von Connecticut, USA. Als ihm 1970 eine Stelle an der Pahlavi University in Tehran (später umgenannt in Shiraz University) angeboten wurde, lehrte er dort nur ein Semester, bevor er im Alter von 27 Jahren bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam.
Trotz seines jungen Alters hatte Atallah bereits über ein Dutzend wissenschaftliche Veröffentlichungen vorgenommen, und nach seinem Tod wurde seine Doktorarbeit in zwei Teilen (1977 und 1978) veröffentlicht. In den 1960ern sammelte Atallah Proben aus Jordanien, dem Libanon, Syrien und Palästina. Seine Forschungssammlung ist auf viele Museen verteilt, darunter jene bei der AUB, der University of Connecticut, der Shiraz Universität und hier in Palästina. 1972 benannte David Harrison eine Unterart des Feldhasens Lepus capensis atallahi zu Ehren seines verunglückten Freundes Atallah. Dieser hatte zuvor ein Taxon zu Ehren von Harrison (Acomys russatus harrisoni) und einen zu Ehren von seinem AUB-Berater und Freund (Acomys lewisi) benannt.
Als Kind begleitete Professor Mazin Qumsiyeh, Gründer des Palestine Museum of Natural History, oft seinen Onkel, Sana Atallah, bei seinen Feldforschungen, was seine Liebe zur Natur in Palästina inspirierte. Professor Qumsiyeh war dreizehn Jahre alt, als Atallah starb. Damals beschloss er nicht nur, die Mission seines Onkels zu erfüllen, Säugetiere in der arabischen Welt zu erforschen, sondern auch ein Museum zu bauen.
Professor Qumsiyeh schloss die High School in Bethlehem ab. Er war einer der zehn besten Schüler bei der Tawjihi Maturaprüfung für Palästinenser (Westbank und Gaza). Er erwarb seinen Bachelor an der Jordan University und noch während seines Studiums veröffentlichte er sein erstes Forschungsergebnis (über neue Nachweise von Fledermäusen aus Jordanien). Er setzte sein Studium fort und machte seinen Master of Science an der University of Connecticut (über Fledermäuse aus Ägypten) und seinen Doktortitel an der Texas Tech University (über die Chromosome von Wüstenmäusen und Wüstenvögeln). Anschließend absolvierte er seine Ausbildung in medizinischer Genetik in Memphis, Tennessee, und war an den medizinischen Fakultäten von drei US-Universitäten (Tennessee, Duke und Yale) tätig, bevor er 2008 nach Palästina zurückkehrte.
Professor Qumsiyeh hat über 130 wissenschaftliche Arbeiten zu Themen der Systematik über Biodiversität bis hin zum Krebs, sowie Hunderte von anderen referierten Artikeln veröffentlicht. Seine Bücher schließen Fledermäuse aus Ägypten, Säugetiere aus dem Heiligen Land, Teilen des Landes Kannan: Menschenrechte und der israelisch-paläsinensische Kampf (in Englisch, Spanisch, und Deutsch) ein, sowie Der Volkswiderstand in Palästina: Eine Geschichte über Hoffnung und Beherrschung (in Arabisch, Englisch, Französisch und demnächst auch in Italienisch).
Neben der Leitung des klinisch-zytogenetischen Hauptlabors der Universität Bethlehem ist er der Direktor des Palestine Museum of Natural History und des Institute of Biodiversity and Sustainability. Er war Vorsitzender des Palästinensischen Zentrums für die Annäherung zwischen den Menschen und war im Vorstand des Al-Rowwad Kindertheater-Zentrums im Aida Flüchtlingslager. Seine Hauptinteressen als Bürger liegen im Medienaktivismus und in der öffentlichen Bildung. Professor Qumsiyeh hat Hunderte von Vorträgen weltweit gehalten, über 250 Leserbriefe in Publikationen, wie zum Beispiel dem Boston Globe, dem Time Magzine und der New York Times , verfasst und wurde im Fernsehen und Radio ausgiebig interviewt (Lokal, national und international). Sein Buch über Menschenrechtsaktivismus wird elektronisch auf seiner Website veröffentlicht: (http://qumsiyeh.org/).
Seit seiner Rückkehr nach Palästina 2008 hat Professor Qumsiyeh ein System entwickelt, um mit jungen Menschen zu arbeiten und sie zu stärken, da er glaubt, dies sei der Schlüssel zur Freiheit und zur Entwicklung in Palästina. Er und seine Studenten waren die ersten Palästinenser, die Forschung zur Artenvielzahl innerhalb solcher Gruppen wie Skorpione und Amphibien veröffentlichten. Er hat auch die genetische Auswirkung israelischer industrieller Siedlungen auf die menschliche Gesundheit aufgezeigt, die Unfruchtbarkeit bei männlichen Palästinensern untersucht, Krebszytogenetik in Palästina studiert und eine Vielfalt anderer Themen. Basierend auf diesen Studien und anderen, zusammen mit der Arbeit und Ideen von Dutzenden junger Freiwilliger, wurde das Palästina Museum für Naturgeschichte im Juni 2014 mit ehrgeizigen Plänen ins Leben gerufen.
Das zu tun, war keine leichte Aufgabe. Das Museum wurde mit einem Grundstück und einem Gebäude gegründet, das die Bethlehem Universität zur Verfügung stellte, sowie Spenden von Dr. und Frau Qumsiyeh und anderen Personen, um die wesentliche Erstausstattung zu beschaffen. In der Übergangszeit von 2014 – 2017 verließen wir uns stark auf Freiwillige und auf die Großzügigkeit von Einzelpersonen, und wir freuen uns auch weiterhin über deren und Ihre Unterstützung (siehe dazu die Seiten zum Team und für Freiwillige). Wir beantragen institutionelle Fördermittel, um dringend gebrauchte professionelle Mitarbeiter beschäftigen zu können.